Aktives Tun und das Prinzip der kausalen Geschlossenheit der physischen Welt
Abstract
Manche Philosoph*innen sind der Auffassung, dass es für uns Menschen und auch für Tiere unmöglich wäre, selbst etwas aktiv zu tun, wenn die physische Welt kausal geschlossen wäre, d.h., wenn in der physischen Welt alle Ereignisse durch andere physische Ereignisse verursacht wären, sofern sie überhaupt eine Ursache haben. Der Grund für diese Auffassung ist, dass diese Philosoph*innen dem anhängen, was ich das \enquote{traditionelle Bild aktiven Tuns} nennen möchte. Diesem Bild zufolge ist ein Verhalten nur dann etwas, was ein Akteur aktiv tut, wenn dieses Verhalten letzten Endes durch den Akteur selbst auf akteurskausale Weise verursacht wird. In den letzten Jahren hat Martine Nida-Rümelin versucht, dieses Bild mit phänomenologischen Überlegungen zu verteidigen. In diesem Beitrag werden drei Argumente gegen die Idee der Akteurskausalität angeführt: (1) Wir verstehen gar nicht, was Akteurskausalität eigentlich ist. (2) Falls es Akteurskausalität gäbe, müsste man die eigenartige Tatsache erklären, dass Akteure offenbar nur sehr wenige Ereignisse in ihren Hirnen bewirken können. (3) Empirisch gesehen gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass in unserer Welt Akteurskausalität vorkommt. Zum Schluss wird eine Alternative zum traditionellen Bild aktiven Tuns entwickelt, die die Probleme der Akteurskausalität vermeidet und der zufolge es Menschen und Tieren auch dann möglich ist, selbst etwas aktiv zu tun, wenn die physische Welt kausal geschlossen ist.
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